Ein Parcours zum Üben hässlicher Verleitungen.
Im Wettkampf ist die häufigste Verleitung, dass der Hund nach Absolvieren des Gerätes vor einem falschen weiteren Weg steht. Diese Situation in Vollendung ist eine Übung wert fand ich.
Diesen Monat sollen Verleitungen geübt werden. Weil bei jeder Übung derselbe Tip stehen müsste spare ich mir ellenlange Kommentare. Stattdessen vorweg einige generelle Hinweise und dann einfach eine Liste von Übungen, die sich zu diesem Thema lohnen könnten.
Wichtig ist, dass man nicht allzu viele dieser Trainingseinheiten machen sollte. Verleitungen sind zuerst Mal immer Frust für den Hund. Er sieht ein Gerät, dass er nicht arbeiten darf. Es liegt an euch, wie schnell er das nächste richtige findet und sich dadurch und durch die Bestätigung von euch selbst belohnt. Achtet darauf, dass der Spassfaktor auch bei diesen Trainings nicht zu kurz kommt und ihr den Hund nicht durch dauerndes Anmaulen (womöglich weil ihr selbst nicht gut genug geführt habt) demotiviert.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten Verleitungen auszuweichen.
1. Ziehen:
Man ist auf der Seite zu der der Hund soll und nutzt deutliche Führerhilfen um ihn zu sich zu ziehen. Dazu gehören Stimme, Position im Parcours, Bewegung von Armen, Haltung des Körpers, Richtung in die die Brust zeigt etc.
2. Drücken:
Man befindet sich auf der Seite zu der der Hund nicht soll und drängt den Hund ab. Dies passiert durch: in den Weg laufen, Armbewegung, Sperren des Geräts durch den eigenen Körper etc.
3. Kreuzen hinter dem Hund:
Man befindet sich zunächst auf der Seite zu der der Hund nicht soll, beim letzten richtigen Gerät schickt man den Hund und wechselt hinter ihm die Seite. Durch den deutlichen Richtungswechsel des Hundeführers dreht der Hund auf das richtige Gerät zu.
4. belgischer/französischer Wechsel:
Während der Hund das letzte richtige Gerät arbeitet, dreht man sich mit Nase zum Hund vor ihm und wechselt dabei die Hand. Der Effekt ist hier ähnlich wie unter 3. Ebenso könnte man einfach vor den Hund laufen und ihn die Seite im eigenen Rücken wechseln lassen, wie schon im letzten Monat beschrieben.
Eine kurze, sehr persönlich gefärbte Vorteils und Nachteilsabwägung dieser Methoden:
zu 1. Eine meiner Meinung nach sehr gute Möglichkeit. Bei guter Führtechnik zuverlässig und ohne grossen Zeitverlust. Allerdings führt sie oft dazu, dass man in eine etwas ungünstige Position kommt und die nächsten Geräte nicht mehr so eindeutig anzeigen kann.
zu 2. Sehr riskant und gefährlich. Zunächst die Riesengefahr, den Hund zu berühren, weil man ihm zu dicht in den Weg gelaufen ist. Das passiert sehr häufig und führt auf jeden Fall zu 5 Punkten. Ausserdem besteht die Gefahr, dass der Hund das Drücken nicht annimmt und das falsche Gerät "nun erst recht" nimmt. Schon häufig habe ich diesen Fall beobachtet, wo Hundeführer vor dem Tunnel stehen und dann fast ihre Kniescheibe opfern, weil der Hund sie einfach wegschubst und doch reinläuft. Vorteil ist vielleicht die im Vergleich zu 1 günstigere Ausgangslage für den eigenen weiteren Weg durch den Parcours.
zu 3. Eine Technik die ich fast ausschliesslich benutzt habe. Sie hat sich irgendwie zu einer persönlichen Vorliebe entwickelt. Heute ist das Kreuzen irgendwie aus der Mode gekommen. Man sagt, die Hunde werden langsamer, weil sie selbständig voraus und allein arbeiten müssen. Aber das ist eigentlich eher eine Ausbildungsfrage. Auf jeden Fall verlieren einige Hunde, warum auch immer, etwas Zeit bei der Methode, wohingegen sie für den Hundeführer einfach zu erlernen und sicher in der Anwendung ist.
zu 4. Eine sichere Methode von Verleitungen abzulenken. Allerdings setzt sie voraus dass man sich vor dem Hund befindet. Und zwar so weit, dass man noch Zeit genug hat den Wechsel auszuführen bevor der Hund landet. Wenn man vor dem Hund ist (am Anfang des Parcours, oder nach einem anderen Wechsel), ist das aber sicher eine gute Idee. Allerdings muss man gerade diese zwei Dinge häufiger mal im Training ausprobiert haben, bevor man sie zuverlässig beherrscht und einsetzen sollte.
Hier also die Übungen, an denen man die diversen Techniken ausprobieren und üben kann:
7-5-3-4-6-7
7-6-4-1
7-6-3-1-2-4-6-7 (nach 1 ein Neustart mit dem Hund gerade vorm Reifen)
7-6-5-8-9
7-5-4-1
7-5-3-4-6-7
7-6-3-4-6-8-9
die Liste liesse sich noch beliebig weiter fortsetzen... Probiert aus, was schwer fällt und testet verschiedene der geschilderten Möglichkeiten. Ich hoffe ihr bekommt dadurch ein Gefühl dafür, was wo am besten klappt.
Viel Spaß beim Agility
Kirsten