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Ein ganz frisch gegründeter Verlag direkt aus meiner Nachbarschaft schrieb eine Fantasy-Anthologie ohne Thema aus. Eigentlich mag ich lieber thematisch eng vorgegebene Geschichten, aber trotzdem schickte ich etwas ein und offensichtlich passte die Geschichte, denn sie wurde ausgewählt. Es ist Steampunk, allerdings Dark Fantasy, also düster und mit Anflügen von Horror. 1851 wird Iowa, aus bis heute unerklärlichen Gründen, von dauernden Regenfällen in eine der schrecklichsten Fluten aller Zeiten geschwemmt. Es wird erzählt, welche furchtbaren Ereignisse sich im beschaulichen Maisstaat abspielen, während vier Bewohner der Stadt Des Moines Hilfe aus St. Louis holen. |
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Olivia stutzte. Mitten auf dem Boden des Stalls stand ein Pokal. Der Kelch aus feinstem Kristall gehörte nicht dort hin. Er wirkte abstrus falsch. Sein kristallklares Glitzern auf dem schmutzigen Holz schrie den Fehler förmlich heraus. Olivias Atem wurde flacher und schneller, als sie die Ecken der Ebene nach ungebetenen Besuchern absuchte. Jemand musste den Becher hierher gebracht haben. Ihre Muskeln spannten sich, als es hinter einem Pfosten raschelte. |
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Eine Ausschreibung, zu der man "Kürzestgeschichten" einsenden sollte. Ich fand die Aufgabe sehr interessant - mit sehr wenig Platz eine Handlung und Emotionen zu transportieren passte zu einer Schreibaufgabe, also begab ich mich in ein neues Genre. Das Thema der Ausschreibung war Nanowelten, und wo würde sich das besser darstellen lassen, als im Science Fiction. Und so skizziere ich die Risiken im Umgang mit Nanoteilchen auf meine ganz eigene Art - in einem Science-Fiction Krimi. |
Phantastische Bibliothek Wetzlar, Nanowelten, 09/2013 |
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Ich erstarre zu Eis. Eigentlich würde ich das Buch gern weglegen, doch ich bringe es nicht fertig. Zitternd bleibe ich deshalb im Gartenpavillon stehen. Vielleicht ist es harmlos. Vielleicht pflückt er eine der Mirabellen und schneidet sie für mich auf. |
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Es gab einen Wettbewerb mit einem sehr politischen Thema. Ich hatte noch nie Gegenwartstexte verfasst, aber das Thema sprang mich an und so habe ich mich versucht. Eine Begebenheit in einer vollüberwachten Zukunft, bei der uns die Ereignisse möglicherweise schon so weit eingeholt haben, dass all die Dinge, die ich da beschreibe auch wirklich passieren. Erschreckend! Jedenfalls errang die Geschichte einen Preis. Leider ist bis heute die Publikation im Verlag Buch und Netz nicht erschienen, aber die Geschichte kann auf der Veranstalterseite gelesen werden. |
11. Platz beim Geschichtenwettbewerb zur Vorratsdatenspeicherung |
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Das Schrillen der Türklingel zerrte Michael gewaltsam aus den Träumen. Irritiert sah er zum Wecker auf dem Nachttisch. Erst kurz vor Mittag. Dreckspostbote! Er drehte sich um, sank zurück in die Kissen, aber das Klingeln hörte nicht auf. Im Gegenteil, es wurde beharrlicher. Gerade, als Michael langsam verstand, dass es wohl doch nicht die Post war, klopfte es an der Wohnungstür. „Herr Seidler. Hier ist die Polizei. Bitte öffnen Sie die Tür.“ |
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Mein erster Auftritt in einer Anthologie. Was habe ich gekämpft! Diese Kurzgeschichte hat insgesamt über 100 Arbeitsstunden verschlungen. Sie war geschrieben, dann bekam sie einen neuen Handlungsstrang, dann wurde alles umgestellt und ergänzt und am Ende war sie völlig verworren und gefühlt unentschlossen zwischen verschiedenen Handlungsbereichen. Allerdings habe ich beschlossen sie einzusenden, weil so viel Arbeit drin steckte. Eigentlich hatte ich mir keinen Erfolg erhofft, auch weil über 200 Beiträge eingingen. Dann kam die Zusage der Verlegerin. "Herrlich chaotisch", schrieb sie. Und das ist die Geschichte! Sie ist lustig, chaotisch und erzählt vom Kobold, in dessen Zauberkeller ein Feuer ausbricht. |
Mondwolf: Funken, Flammen, Feuerzungen, 11/2012, ISBN 978-3950300253 |
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Zischend verdampfte der Trank zu hellgelbem Rauch. Er zog durch den Kamin in die Küche, ein Stockwerk höher, waberte zum Küchentisch, vorbei an geschnittenem Porree, Sellerie und Möhren, bis er ein gerupftes, ausgenommenes Suppenhuhn berührte. Dieses erhob sich und begann auf der Arbeitsfläche nach Körnern zu picken. Dabei ignorierte es standhaft die Tatsache, dass es keinen Kopf mehr besaß. |
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Meine erste belletristische Veröffentlichung erschien im Magazin "Neues aus der Anderwelt". Leider ist das Magazin heute nicht mehr erhältlich. Die Steampunk-Geschichte zeigt eine Szene in einer Schule und den Wettstreit der Kinder um die herausragendste Erfindung. In dieser Geschichte wollte ich nicht nur Dampf, obwohl er vorkommt, sondern einen Schwerpunkt beim "Punk". Es geht um die ungezähmte Kreativität, die die Zeit geprägt hat. Wer die Geschichte gelesen hat, weiß nun, warum "Stolz und Vorururteil" von Jane Austen so ein unglaublicher Erfolg werden musste! |
Neues aus der Anderwelt, Nr. 38, Ausgabe 02/2012, August 2012 (leider nicht mehr erhältlich) |
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Sein Blick fiel auf den Pokal, um den heute gekämpft wurde. Reines Silber mit verschnörkelten Griffen an beiden Seiten und eingelassenen Bernsteinen im Deckel, für jeden ehemaligen Inhaber einen. An der Wand dahinter hingen Fotogramme mit goldenen Jahreszahlen, auf denen junge Freigeister in den Ikonographen strahlten. Die Direktorin hatte Recht, jeder dieser Erfinder war ein Aushängeschild der Schule und trug den Geist der heutigen Zeit in die Welt. Es würde nicht leicht sein, einen ebenbürtigen Nachfolger zu bestimmen. |